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Funkstille

Man lernt jemanden kennen und mitunter wechseln die Nachrichten in der ersten Euphorie mehrmals täglich hin und her. Nach einer Weile vergrößern sich die Abstände der ausgetauschten Zeilen. Irgendwann kommt gar nichts mehr.


Wie geht ihr damit um?

Wären weniger Nachrichten für euch ein Grund, eine Verbindung in Frage zu stellen? Gar zu beenden?

Oder ist es normal, sich nicht täglich auszutauschen? Vielleicht sogar erwünscht?


Zeugt es womöglich von der Tiefe einer Verbindung, wenn diese auch einmal eine Funkstille aushalten kann?

Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten und grüße freundlich aus der Ferne!

Kommentare

  • Definitiv möchte ich ansetzen bei Deiner Frage, liebe @Enjoythesilence, ob es von der Tiefe einer Verbindung zeugen kann, wenn diese auch Funkstille aushalten kann?

    Ich kann aus meinem Leben rückmelden: JA! Bei mir gestalten sich freundschaftliche Beziehungen so, dass wir uns gegenseitig so lassen, wie wir sind. Gerade in den Pandemiejahren haben sich viele Menschen, die früher präsenter waren, ebenfalls zurückgezogen. Mein Glück ist, dass mein Umfeld hauptsächlich aus introvertierten Menschen besteht, ich habe kaum das Gefühl, mich bei diesen Menschen erklären zu müssen.

    Anders gestaltet es sich mit Familie, hier nützen aber auch Worte nichts.

    Ich winke aus der Ferne :-)

    Seelenbilder

  • Das ist das Schöne, wenn der Freundeskreis und bestenfalls die Familie weitestgehend aus Gleichgesinnten besteht. Man bringt oftmals viel leichter Verständnis füreinander auf und kann sich gegenseitig die nötigen Rückzüge gönnen, ohne aneinander rum(er)ziehen zu müssen.

    Eine wahre Wohltat.

    Sofern man sich nah ist und sonst kommuniziert, weiß man ja im Grunde darüber Bescheid, was im Leben des anderen gerade so ansteht und kann Rückzüge dadurch viel leichter einordnen.

    Wäre es in manchen Fällen vielleicht unmißverständlicher, man würde seinen Rückzug ankündigen? Damit sich niemand Sorgen machen brauch, wenn eine nahe Verbindung eine jähe Pause erfährt?

  • Funkstille ist nicht gleich Funkstille. Dazu gibt es jede Menge zu sagen, soviel, dass ich schon ein paar mal versucht habe, alle Aspekte und Gedanken hierzu in einen kurzen und anschaulichen Text zu packen, ohne mich dabei total zu verzetteln, bislang ist mir das nicht abschließend und zufriedenstellend gelungen, aber jetzt habe ich eine neue Facette der Funkstille entdeckt, weswegen ich das Thema doch nochmal aufgreifen möchte …

    Ich kenne das von @Enjoythesilence eingangs beschriebene Szenario gut, leider (und da bin ich nicht stolz drauf) auch von beiden Seiten. Ich habe schon, aus verschiedenen Gründen und vermeintlich aus dem Nichts, Kontakte abgebrochen und wurde ebenso „kurzerhand“ ausgemustert.
    … und wie gehe ich damit um? Derjenige, der sich aus dem Staub macht und damit die Weltordnung ins Wanken bringt, ist der Arsch, das steht außer Frage und damit muss man leben, auch wenn die Gründe nachvollziehbare sind. Es tut einfach weh und fickt den Kopf, wenn man abserviert wird, obwohl man gerade dabei ist, jemand interessantes kennenzulernen und anfängt sich an diesen neuen Menschen, inklusive seiner Macken und Kanten, gewöhnen zu wollen. Natürlich bringt ein angekündigter Rückzug, nicht automatisch Applaus und Verständnis mit sich oder tut weniger weh, erspart einem aber die ein oder andere schlaflose Nacht in der man nach Gründen, vorzugsweise bei sich selbst, sucht, weshalb man für den anderen nicht mehr „interessant“ ist. Die eigene Wahrnehmung und/oder Erwartungshaltung sind da wohl die Schlüsselwörter, mit denen man sich auseinandersetzen darf, bis idealerweise das Gefühl der Ablehnung abflaut und man die Begegnung trotzdem noch als schöne Episode, voller Möglichkeiten, in Erinnerung behalten kann.

    Grundsätzlich glaub ich ja, dass es ist ein Stück weit normal ist, dass, nach der ersten Euphorie, Pausen entstehen und diese auch mal länger sein können und dürfen, das muss nicht zwingend ein Manko sein, sondern zeichnet für mich eine stabile, auf Vertrauen basierende Beziehung aus, Funkstille kann demnach auch als Qualitätsmerkmal fungieren. Innerhalb meiner Familie, die alle viel geselliger und gesprächiger (also permanent) sind als ich, haben wir uns nach Jahren endlich akzeptiert und arrangiert, wir schätzen und lieben einander, lassen uns aber in Ruhe bis wir uns „brauchen“. Auch meine wichtigsten und besten Freundschaften sind von teils monatelanger Funkstille gekennzeichnet, in denen jeder sein Ding macht und wenn man sich dann wieder sieht, dann knüpft man einfach an das letzte Gespräch oder den letzten Satz an. Zugegeben ich bin ziemlich schlecht darin konstant Kontakt zu halten und muss mich immer mal wieder ausklinken, um mich zu sortieren, wahrscheinlich finde ich Sendepausen deshalb auch genauso wichtig wie die Kommunikation selbst. Dass das nicht jeder feiert, muss ich, glaub ich, hier nicht gesondert erwähnen ;-)

    Bislang kannte ich das (plötzliche) Fehlen von Austausch also entweder als Arschloch oder als Gütesiegel, jetzt hab ich Funkstille aber nochmal ganz anders kennengelernt oder besser gesagt wahrgenommen. Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob man noch von Funkstille spricht, wenn klar ist, dass man sich, unter normalen Umständen, nie mehr wiedersehen wird …
    Ein Krankenhausaufenthalt (ich kann mir vorstellen, dass es sich bei einem Gefängnisaufenthalt ähnlich verhält) ist für sich genommen ja schon suboptimal, aber das wirklich Ätzende daran ist, dass man mit fremden Menschen, nicht selten mit großen Alters, Kultur und Lebensunterschieden, in ein Zimmer gesteckt wird. Privatsphäre? Fehlanzeige. Mit viel Glück hat man dann zwar immer noch keine Privatsphäre, wohnt aber zumindest mit jemandem zusammen, der die nonverbalen Signale für Konversation oder lieber keine Konversation versteht. Es gleicht einem Lottogewinn, wenn dieser Jemand dann noch einigermaßen die gleichen Ansichten und, trotz der Umstände Humor, hat, aber den ultimativen Jackpot räumt man ab, wenn man sich auf Augenhöhe, im Austausch, im Ruhezustand, mit Privatsphäre ohne Privatsphäre kichernd in einem Dreibettzimmer mit zwei älteren Damen wiederfindet. So ist es mir jetzt ergangen und obwohl sich das für meinen Geschmack viel zu schwülstig und pathetisch anhört, geht mir bei dem Gedanken daran das Herz fast über. Vielleicht, weil wir uns gegenseitig durch diese Zeit getragen haben und auch wenn oder gerade weil der Abschied herzlich, mit guten Wünschen und ausdrücklich für immer vonstatten ging und ich die Namen der beiden, in ein paar Wochen bestimmt schon vergessen haben werde, weiß ich, dass ich diese kurze Begegnung für immer, als etwas ganz Besonderes, mit mir tragen werde, irgendwie angefüllt von Glückseligkeit.
    Funkstille kann auch ein perfekter Abschied sein.

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