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Stör‘ ich?!

Dieses Gefühl, Kontakt aufnehmen zu wollen - vielleicht sogar, weil man Hilfe braucht - doch dem Anderen besser nicht zur Last zu fallen. Weil man z.B. weiß, der Adressat hat im Moment viel um die Ohren.

Hat das noch etwas mit Empathie zu tun? Oder nimmt man sich (und sein Anliegen) in dem Moment selbst nicht so wichtig?
Und sollte man das Gegenüber nicht selbst entscheiden lassen, ob die Zeit erübrigt werden kann?

Wäre es denkbar, sich im Vorfeld kurz auf einen Besuch zu verabreden? Um sich dann später in Ruhe zusammenzusetzen und eine gute Zeit zu verbringen?

Für solche Momente mag ich tatsächlich die schriftliche Kommunikation.
Man schickt einen Text, den das Gegenüber lesen (und beantworten) kann, wann immer die Zeit dazu ist.

Grundsätzlich brauche ich mich dann nicht schlecht fühlen, den Anderen im Flow zu unterbrechen, was mir einiges an Denkarbeit abnimmt.

Verglichen zu einem Telefonat. Wenn ich anrufe, kann ich nicht wissen, was mein Gegenüber gerade macht. Inzwischen weiß man sogar nicht einmal mehr, wo sich der Andere gerade befindet.

Wäre es also bei einem Anruf vor allem auch die Verantwortung des Angerufenen, ob die nötige Ruhe vorhanden ist, ans Telefon zu gehen?

Und wie sieht es mit dem guten, alten Besuch an der Haustüre aus? Ich kenne Menschen, die praktizieren dies immer noch: stehen vor der Tür ohne Ankündigung. Wenn niemand öffnet, gehen sie einfach wieder. Könnte und sollte man gerade bei diesen auch einfach ohne nachzudenken vor der Türe stehen? Nicht, um sie zu ärgern, sondern weil es einfacher wäre, ihre Art der Kommunikation anzunehmen.

Kommentare

  • Das kenne ich nur zu gut! Leider geht es bei mir so weit, dass ich viel zu lange überlege, wenn ich z. B. einer Kollegin eine kleine Freude machen will. Erst bin ich ziemlich "euphorisch", dann kommt der Gedanke, ist ihr das vielleicht unangenehm? Vielleicht mag sie das gar nicht? Und dann lasse ich es - meistens. Neulich konnte ich meinen Bedenkenträger mal ausschalten und siehe da, sie hat sich gefreut. Nur meist funktioniert das nicht.
    Besuche an der Haustür - auf so eine Idee käme ich gar nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich auch keinen unangemeldeten Besuch mag.
    Telefonieren ist ähnlich - wenn ich mich mal aufraffe und meine Eltern anrufe, dann sind die Telefonate meist kurz - die telefonieren auch nicht gerne. Dann lieber einen Besuch vereinbaren. Oder vorher eine SMS schreiben.

  • bearbeitet 9. Februar

    Interessant, dass du das Thema gerade gestern nach oben geholt hast @Feykir

    Einfach mal machen - war gestern mein Wahlspruch. Und ich wurde mit einem wundervoll buntem Tag belohnt!

    Wie könnte man besser mit Menschen in Kontakt kommen, als sich selbst ein Stück weit zu öffnen, indem man sich in Präsenz zeigt und dann ganz introlike einmal abwartet, was passiert. Zumindest hat das für mich gestern wunderbar funktioniert.
    Präsent und offen dabei, still beobachten, bei mir bleiben und Kontaktangebote ergreifen.

    Am Ende des Tages stellte sich (mal wieder) heraus, die Gedanken, die ich mir im Vorfeld gemacht hatte, waren unnötig. Wir sind alles Menschen.

    Insofern habe ich den Denkansatz umsetzen können, dem Gegenüber zu überlassen, ob ich zu viel bin. Und mich einfach zu trauen.

    Trotz der guten Erfahrung bleibt mir eine gewisse Zurückhaltung. Für die ich vielleicht sogar dankbar sein darf.

    Ich glaube fast, um erst gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass man stören könnte, wäre ein authenthisches Gegenüber hilfreich. Jemand, der sagt, was er/sie braucht. Dies würde einen selbst vielleicht nicht sich fragend zurücklassen.

    Also hätte nicht stören wollen im Prinzip etwas damit zu tun, es anderen recht zu machen?

  • Es anderen recht zu machen .. aber auch Rücksicht zu nehmen?

    Mich in Geduld üben.

    Ich verstehe manchmal nicht, wie und warum Menschen teilweise einen solchen Druck auf andere ausüben, indem sie ihre Belange vor die der anderen stellen.

    Vermutlich gehört dazu ein Gegenstück, welches schlecht nein sagen kann - vielleicht aus Sorge, dann abgelehnt zu werden? Oder einfach nicht erfahren darin, besser Prioritäten zu setzen?

    Und ja. Ich schätze, bereits für einige Irritationen gesorgt zu haben, wenn ich inzwischen zaghaft sage, was meine Bedürfnisse sind.

    Ruhe und Frieden zum Beispiel :)

    Vielleicht brauche ich eine gewisse Überschaubarkeit, weil ich das alles hinter mir habe:
    mich für andere aufopfern und dabei über meine eigenen Grenzen gehen.

    Es hat mir nachweislich nicht gut getan, bei den Extros mitspielen zu wollen.

    Manchmal wünsche ich mir mehr Energie, um Dinge anzugehen. Besser netzwerken zu können. Doch bis ich mich einbringe, waren bereits schon andere schneller.
    Und dann halte ich mich tendenziell zurück, um nicht auch noch mit einer Bitte anzukommen, wenn ich doch weiß, der andere ist gerade unter Druck.
    Das verstehe ich unter Rücksichtnahme.

    Doch es bleibt immer öfter der Gedanke zurück, dass ich wohl den Eindruck mache, alles allein geschafft zu bekommen, niemanden zu brauchen und kein Interesse an Verbindung hätte. Das ist manchmal echt ein Dilemma.

    Wie findet man da raus?

  • Liebe @Enjoythesilence <3

    Du fragst, wie man da rausfindet?

    Ehrlich gesagt: Keine Ahnung!
    Jedoch: ich kann Dich sehr gut verstehen...!

    Auch meine Erfahrungen sind: bei einem Extro "mithalten" zu wollen, kann sehr "übel" enden...
    Aufopfern und über die eigenen Grenzen gehen schadet einem selbst am meisten.

    Ja, da ist leider viel zu oft diese Angst vor Ablehnung. Kenne ich nur zu gut!

    Aber ist diese Erkenntnis um die Angst vielleicht sogar eine sehr wertvolle Erkenntnis?

    Von anderen Rücksicht und Einsicht zu bekommen... auweia... ich befürchte, das ist auch so ein "Himmelfahrtskommando". Nicht, dass ich es anderen Menschen nicht zutraue... Eher so: jeder Mensch hat eigene Bedürfnisse und nimmt die Welt mit den eigenen Sinnen wahr. Manchmal gibt es wahrscheinlich Umstände, die sind unüberbrückbar.

    Vielleicht hilft Achtsamkeit? Die Situation erkennen und annehmen/akzeptieren?

    Ändern ließe sie sich nur, wenn alle mitmachen - ja, Du kannst wahrscheinlich versuchen, Dich zu erklären. Wenn Du verstanden wirst, wäre das ja wunderschön!

    Der Druck, den andere manchmal ausüben - sind sich diese Menschen dessen bewusst? Vielleicht nicht... ich will es nicht entschuldigen oder schönreden. Nein, diesen Druck nehme ich auch sehr oft wahr - auch jetzt in meiner Phase des Ausgebremst-Seins durch Long Covid. Nicht funktionieren zu können... da erfahre ich an vielen Stellen Druck, der alles andere als produktiv ist...

    Und genau diese Vielzahl an Komponenten macht es für mich nahezu unmöglich, da Einfluss zu nehmen. Eigentlich kann ich nur mich selbst beeinflussen. Was ich über mich und über die anderen denke.

    Den eigenen Frieden mit dieser Lage finden.

    P.S.: ich arbeite noch daran, zu mir zu stehen - die Stille zu sein. Oder eben auch die, die etwas anders ist als der "Rest der Welt" ;)

  • @Enjoythesilence
    Diese Aussage passt so 100 % auf mich
    Manchmal wünsche ich mir mehr Energie, um Dinge anzugehen. Besser netzwerken zu können. Doch bis ich mich einbringe, waren bereits schon andere schneller.
    Andere sind schneller, sie reden drauf los, während ich noch die Lage sondiere, hauen sie (zum Teil unausgegorene) Ideen raus, die dann begeistert aufgenommen und diskutiert werden.
    Und wenn ich mal zu Wort komme bin ich meist wenig enthusiastisch, eher konkret und sachlich. Das zieht natürlich nicht so.
    Zum Netzwerken braucht man etwas, das ich irgendwie nicht habe: so eine lockere Art, alle anzusprechen, nach dem Motto "Hei, prima, dass es dich gibt, schau mal was ich so schönes mache ..." Und wenn dann festgestellt wird, dass der andere nicht "nützlich" ist, dann wird er auch bald aus der Netzwerkliste gestrichen. DAS liegt mir gar nicht! DAS frisst enorme Energie.

    Es sollte ein geben UND nehmen sein. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Intovertierte viel mehr geben (ich arbeite auch gerade am NEIN-Sagen) als nehmen.
    Wobei ich jetzt einmal erlebt habe, wie ein sehr klares Nein wirkt.
    Kurz zur Situation (hoffentlich wird das jetzt nicht ungehörig lang ...)
    Eine liebe, sehr kompetente Kollegin verließ die Firma (Grund u. a. zu viele Aufgaben, hat sie deutlich gemacht, niemand hat zugehört - muss eben irgendwie gehen), eine neue Dame wird eingestellt. Ich erfahre hintenherum, dass ich die Einarbeitung kpl. übernehmen soll - keine Ahnung, wie ich das zeitlich schaffen soll. Bereite mich auf die nächste Team-Sitzung vor, überlege mir schlagkräftige Argumente und dann passiert folgendes:
    Chefin sagt an mich gewandt: "Sie übernehmen dann die Einarbeitung von Frau X."
    Ich: "Nein, das ist zeitlich nicht abbildbar. Sie kennen meine Aufgaben."
    Kurzes Zögern der Chefin, dann - ich konnte es kaum glauben: "Dann müssen wir eine andere Lösung finden."
    Da kam auch nichts mehr hinterher - ich war ein bisschen stolz auf mich! :)

  • Da kannst du auch wirklich stolz auf dich und deine Reaktion sein! @Feykir

    Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn du die Vorstellungen der anderen - die noch dazu ohne dich getroffen wurden - einfach so abgenickt hättest.

    Und siehe da: es ist durchaus möglich, andere Lösungen zu finden :)

    In einem anderen Thread („Geber sollten die Grenzen setzen..“) klang es schon an, wie wichtig es sein kann, dann und wann auch einmal Nein zu sagen. Bestimmt nicht willkürlich und um andere vor den Kopf zu stoßen. Jedoch, um sich selbst und seine Energiereserven zu schützen - bestenfalls, bevor einem alles über den Kopf wächst.

    Könnten wir also sogar mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir beginnen, auf unsere (Energie)grenzen besser acht zu geben?

    Und könnte es gelingen, indem wir auch einmal Nein sagen, unser Umfeld dazu zu bewegen, eine andere Lösung zu finden?

    Jetzt sind wir etwas vom eigentlichen Thema, nicht stören zu wollen, abgedriftet..

    Jedoch habe ich ja die letzten Jahre festgestellt, dass mir meine empathische, eher zurückhaltende Art, eben auch weil ich nicht über die Energie anderer bestimmen möchte.. diese Zurückhaltung wird mir oftmals als Schwäche ausgelegt. Meine Bedürfnisse bleiben dabei oftmals auf der Strecke und ich habe manchmal Sorge, dadurch desinteressiert zu wirken.
    Dabei glaubt man gar nicht, was hinter meiner Stirn alles vor sich geht ;)

  • bearbeitet 4. September

    Interessant. Ein Gefühl, was ich auch gerade in letzter Zeit sehr stark hatte. Ich hatte das Bedürfnis, mit nahen Menschen zu reden, aber hatte das Gefühl, niemand hat Zeit/Nerven dafür - aber irgendwie hauptsächlich, weil sich in diesem relativ kleinen Zeitraum niemand von selbst gemeldet hat, wie ich gerade merke. Dabei hat sich gerade wenige Tage davor eine Freundin zufällig genau dann gemeldet, als ich es brauchte :).

    Ich denke auch, ich habe einfach Angst, zur Last zu fallen, zu langweilen, zu nerven.
    Aber andersrum muss ich mir auch bewusst sein, dass ich immer da bin, wenn meine Freunde was brauchen - und wenn sowas nur einseitig funktioniert, ist es eben keine Freundschaft.

    Ich habe jetzt eine Freundin gefragt, ob wir demnächst mal telefonieren können, sie sagte "Klar!" und wir haben einen "Termin" ausgemacht.
    Also im Grund so wie du @Enjoythesilence es meinst. Ich halte schriftliche Konversation auch für am angenehmsten, weil man sich eben die Zeit nehmen kann, in Ruhe zu antworten - oder man macht eben einen Termin aus, wo man sich mehr Zeit füreinander nimmt.
    Ich finde es auch komisch, einfach anzurufen oder gar vor der Tür zu stehen. Ich selbst brauche zum Telefonieren auch sehr viel Zeit und Ruhe - die ich eben nicht immer spontan habe und ansonsten stresst mich ein Anruf eher.

    Das mit dem einfach vor der Türe stehen ist bei mir so eine Sache, die ich mir eigentlich ganz schön vorstellen kann - wenn es ein Mensch ist, der einem wirklich sehr am Herzen liegt, da mal eben so auf nen Kaffee/Tee oder was auch immer vorbei zu kommen.
    Aber irgendwie kommt mir das auch wie eine Fantasievorstellung vor. Da muss man ja erstmal Zeit haben und "gesellschaftsfähig" sein :). Und zudem mag ich es auch nicht besonders, in meinem "Flow" gestört zu werden, wobei das halt vielleicht auch auf die Person ankommt. Ich glaube aber eben, unter den richtigen Umständen könnte es schön sein!

    Dem Gegenüber überlassen, ob ich zu viel bin... ja, das ist an sich auch ein guter Ansatz. Ich habe ständig das Gefühl, Dinge zu sagen, die man komplett fehlinterpretieren kann (natürlich fällt mir sowas erst im Nachhinein ein) und das finde ich sehr schwierig.
    Andererseits könnte das Gegenüber dann auch fragen, wie genau ich sowas jetzt gemeint habe, aber ich kenne es von mir selbst eben auch, dass ich in solchen Situationen total überrumpelt bin und erst viel zu spät merke, dass ich hätte nachfragen sollen (weils vielleicht ein Missverständnis war).
    Ja, ich glaube, dadurch, dass ich selbst schnell verunsichert bin denke ich auch einfach schnell, dass ich "zu viel" bin.

    @Feykir

    Das kenne ich auch so gut! Jemandem eigentlich eine Freude machen zu wollen, aber sich dann den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es wirklich eine Freude wäre - oder eben vielleicht einfach nur unangenehm. Ich glaube man muss sich einfach trauen, aber man muss auch damit klar kommen, wenn eine Sache mal nicht so gut ankommt (obwohl die Sorge sicher sehr oft unbegründet ist, wenn man etwas wirklich von Herzen gut meint!).

    "Und wenn ich mal zu Wort komme bin ich meist wenig enthusiastisch, eher konkret und sachlich. Das zieht natürlich nicht so."

    Genau das kenne ich auch! Es ging sogar teilweise so weit, dass ich einen Vorschlag/Witz mache, der quasi keinen Anklang findet - kurze Zeit später kommt von einer anderen Person das gleiche und wird total abgefeiert. Da zweifelt man schon an sich selbst :,D - aber vielleicht war ich da auch einfach zu leise - oder eben zu wenig enthusiastisch.

    Was das Nein-Sagen betrifft. Ich habe in letzter Zeit öfter gemerkt, dass ich meine Grenze erst sehe, wenn sie schon überschritten ist - dann wieder zurück zu Rudern ist glaube ich etwas unangenehmer, als direkt nein zu sagen, aber hat in den letzten Fällen dann doch ganz gut funktioniert. Dann kann ich halt sagen; Ich habs probiert, aber es funktioniert auf Dauer für mich so nicht.
    Und das ist auf jeden Fall viel besser, als sich kaputt zu machen, weil man denkt, man könne aus irgendeinem Grund nicht "Nein" sagen!

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