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mein innen und die außenwelt - zwei fremde planeten?!?

ein gedanke begleitet mich schon seit einiger zeit:
je mehr ich mich selbst verstehen lerne, desto mehr entferne ich mich von allen anderen.
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momentan beschäftigt mich dieser gedanke wieder vermehrt. meine innensicht ist mir unheimlich wichtig; sie gibt mir so viel zurück, lässt mich wachsen, lässt mich auftanken, eröffnet mir neue welten. gleichzeitig frage ich mich, ob und wie ich eine verbindung zwischen dem, was in mir vorgeht, und anderen "im außen" aufbauen kann.
ich merke immer wieder, dass ich es gar nicht erst versuche. aus der überzeugung heraus, dass es ohnehin niemand nachvollziehen kann. wenn ich selbst es noch nichtmal in worte fassen kann, welch komplexen vorgänge, gedanken, verknüpfungen, emotionen, ahnungen, assoziationen, träume, geschichten, phantasiewelten, erinnerungen, ... in meinem inneren vor sich gehen, wie sollte ich das irgendjemandem vermitteln, geschweige denn dieser jemand irgend etwas davon verstehen können?
und ist es dann nicht naheliegend, das innere im innen zu belassen und die außenwelt im glauben, dass ich eben einfach ruhig und langweilig bin?
oh, wenn sie sehen könnten, welche phantasiestürme da toben, welche tausend und abertausend details dort funkeln, darauf warten, entdeckt zu werden, welche gefühlsausbrüche, welche intensität in jeglicher hinsicht dort brennt - wie könnte jemand jemals wieder das wort "ruhig" im gleichen atemzug auch nur denken ?
und gleich darauf wieder die frage: ist es nicht eigentlich egal, was sie denken? ja, sicher ist es das. und gleichzeitig ist es viel zu erstaunlich, als dass es einfach unbemerkt untergeht. es wäre so schön, diesen unglaublichen schatz teilen zu können. mit jemandem, der tatsächlich versteht.
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je mehr ich mich selbst verstehen lerne, desto mehr entferne ich mich von allen anderen.
es ist sicherlich eine gratwanderung, sich dem eigenen innen so sehr und gerne hinzugeben und gleichzeitig noch offen für das außen zu sein. und jemanden im außen an einen herankommen zu lassen, erweist sich immer wieder als die königsdisziplin.
ganz eindeutig fehlt mir vertrauen. ich vertraue praktisch niemandem. es hat seine gründe und ist gut gelernt über jahre negativer erfahrungen. ich denke, ich bin aktuell auch nicht bereit, daran allzuviel zu ändern.
hinzu kommt, dass diese sehr persönlichen einblicke in das, was mich ausmacht, wer ich wirklich bin, ein privileg sind, zu dem ich den meisten menschen gar keinen zugang gewähren möchte.
aber doch gibt es ein paar wenige (auch neue) menschen, denen ich mich nahe fühle, im sinne eines kleine pflänzchens, das noch wachsen und gedeihen möchte. aber es fällt mir sehr schwer, dieses pflänzchen zu wässern, weil es mir nicht gelingt, etwas über mich preiszugeben, selbst wenn ich das möchte. schweigen und zuhören, so wertvoll das ist, auf dauer ist es zu wenig.
ich würde gerne etwas teilen, nicht verschlossen wirken, denn in diesen wenigen fällen möchte ich mich gar nicht verschließen. aber es kommt mir so vor, als wäre das einzige, das mir gesprächsstoff bieten könnte, meine innenwelt, die sich aber so unheimlich schwer für andere verständlich in worte packen lässt.
es fühlt sich an, als hätten wir eine gemeinsame ebene, eine verbindung. doch immer, wenn mein gegenüber eine frage stellt, ja sogar echtes interesse zeigt, schrecke ich zurück, weil ich gefühlt nichts zu erzählen habe, auf das sich irgendeine gemeinsame basis aufbauen ließe. wieder kein wasser für das durstige, kleine pflänzchen...
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liebe intros, wie macht ihr das?
teilt ihr eure innenwelt mit jemandem im außen? kann das funktionieren?
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und so ganz grundsätzlich: über welche themen redet ihr gerne?
wir introvertierten sind ja oft an dem punkt, dass uns gespräche zu oberflächlich sind und deshalb nicht so richtig führenswert erscheinen. tatsächlich fehlt mir aber der gesprächsstoff, wenn ich meine komplizierte innenwelt mal außen vor lasse. mein leben passiert zum allergrößten teil im innen und ich finde das gut so! ich genieße das...
nur merke ich immer wieder: wenn sich eine situation ergibt, in der ich über mich selbst sprechen soll, werde ich stumm wie ein fisch und bin blockiert. auch da spielen sicherlich zahlreiche frühe negative erfahrungen mit rein. sei es mobbing oder die nicht müde werdende erinnerung, wie langweilig ich doch bin.
bleibt die frage: worüber könnte ich sprechen?
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habt ihr ähnliche erfahrungen gemacht und wie geht ihr damit um?
oder habt ihr vielleicht sogar themen, mit denen ihr euch bei einem gespräch immer wohl fühlt?
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ich freue mich über eure gedanken :)

Kommentare

  • Wie gut ich deine Gedanken nachvollziehen kann @Raya

    Was du uns hier beschreibst, nenne ich gerne mal „nicht aus dem Kopf kommen“.
    Da gäbe es noch das Herz, mit dem man eine Verbindung zu anderen schaffen kann, wenn man dies möchte. Aber ja, in manchen Situationen bin ich ganz froh, mein Herz nicht wie so manche in meinem Umfeld vorwiegend auf der Zunge zu tragen und habe erst letzte Woche wieder die interessante Erfahrung gemacht, dass einen die richtigen Menschen durchaus auch verstehen und annehmen, so wie man ist. Und wer das nicht tut oder kann - nun, da ist es dann nicht schlimm, wenn ich mein reiches Innenleben nicht mitteilen kann oder vielleicht sogar nicht mitteilen will.

    Ich habe über mich vor allem auch in den letzten Monaten lernen dürfen, im Grunde meines Herzens ein Beziehungsmensch zu sein. Was die Sache oftmals schmerzhaft werden läßt, mißverstanden zu werden. Entweder gehe ich dann in den ehrlichen Austausch, oder ziehe mich zurück (und bin mit diesem Rückzug dann aber auch fein).

    Aber ja: gerade als Beziehungsmensch allein zu sein, kann durchaus eine Herausforderung sein. Im Grunde ja sogar ein Widerspruch.

    Schätze, ich spüre relativ bald, ob mir ein Mensch wohlgesonnen ist. Verständnis aufzubringen vermag. In schweren Zeiten bereit wäre, auch einmal für mich dazusein. Diese halte ich fest.

    Habe lange in meinem Gegenüber Tiefe gesucht, dann aber feststellen dürfen, allein bereits genug Tiefe mitzubringen, dass es notfalls für Mehrere reicht.

    Es gibt mit Sicherheit Menschen, die mit einem tiefen und vielfältigen Innenleben umgehen können. Jedoch, es ist nicht ihr Innenleben. Ich zweifel langsam daran, ob ein Mensch einen anderen wirklich in Gänze fassen kann. Doch vielleicht kommt es darauf auch gar nicht an. Sondern viel mehr, mit dem reichen Innenleben die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

    Deinen Zeilen entnehme ich, dass du dich gern mehr mitteilen würdest, aber nicht genau weißt, wie das am besten gelingen kann.

    Bei mir ist es so, dass ich Zeit benötige. Einen geschützten Raum/Rahmen. Bevorzugt 1:1 Gespräche in Präsenz.

    In dieser Konstellation bekomme ich Gelegenheit, etwas von mir mitzuteilen. Das kann auch eine Umarmung sein, verbunden mit einem Blick und ein paar lieben Worten, die von Herzen kommen.

    Ich habe nicht wirklich viel zu erzählen. Auch, weil ich oftmals den Eindruck gewinne, meine Themen sind nicht die meiner Gesellschaft. Außer vielleicht, ich mache eine Reise. Doch selbst dann wollen diese Eindrücke erst einmal verarbeitet werden. allein für mich. Ich schreibe seit vielen Jahren Tagebuch.
    Das mag man jetzt seltsam finden, aber ich fand es im Grunde ganz amüsant und bezeichnen, als ich vor nicht allzulanger Zeit als ersten Satz des Tages reinschrieb: „leih mir mal dein Ohr“ ;)

    Meine Tagebücher und meine Wohnung. Die Spiegel meiner Seele.
    Von meinen Tagebüchern läßt man besser die Finger und in meine Wohnung kommen nur auserwählte Menschen rein.

    Wer mich kennenlernen will, kann mich alles fragen und wird eine ehrliche Antwort erhalten. Und sei es die, dass ich darüber im Moment nicht sprechen möchte.

    Die spontane Nachfrage zwischen Tür und Angel „wie geht‘s?“ bereitet mir nun allerdings seit Jahren regelmäßiges Unwohlsein.

    Da denke ich mir immer: nimm dir etwas Zeit, schau mich an, beginne den Austausch über ein konkretes Thema und du bekommst relativ schnell mit, wie es mir geht.

    Diese Methode eignet sich jedoch weitestgehen nur für Menschen mit der nötigen Zeit und Geduld, einer Portion Interesse am anderen und der nötigen Empathie ;)

    Die letzten Wochen habe ich folgenden Sinnspruch mit in den Alltag genommen:

    Wenn eine Blume nicht blüht, ändert man ihre Umgebung und ihre Bedingungen, nicht die Blume.

    Nicht nur für Blumen anwendbar ;)

  • danke, @Enjoythesilence , das tut sehr gut ;)

    „nicht aus dem Kopf kommen“

    interessant, dass du das sagst, @Enjoythesilence .
    mich hatte neulich mal jemand gefragt: bist du denn viel im kopf? und ich hab das ziemlich entschieden verneint, weil ich "kopf" so sehr mit "rational" verbinde, einer art (nach)denken. aber ich nehme da so viel mehr wahr, das denken ist nur ein minikleiner bruchteil. es geht auch ganz viel um gefühl, um intuition, um phantasie - alles dinge, die ich in erster linie nicht dem kopf zuschreiben würde. vielleicht eher "im bauch", aber selbst das ist noch immer nicht vollkommen zutreffend. es ist einfach ein ganzheitliches wahrnehmen und erleben im innen. ja, ich glaube, so würde ich es zusammenfassen.
    aber wenn für dich "kopf" ein synonym zu meinem "innen" ist, dann trifft es das wohl sehr genau :)

    gerade als Beziehungsmensch allein zu sein, kann durchaus eine Herausforderung sein

    ja, ich glaube tatsächlich auch, das ist die crux. einerseits liebe ich, brauche ich mein alleinsein geradezu. aber es gibt (wenn auch extrem wenige :D) ausnahmen, wo mir das nicht reicht.

    Habe lange in meinem Gegenüber Tiefe gesucht, dann aber feststellen dürfen, allein bereits genug Tiefe mitzubringen, dass es notfalls für Mehrere reicht.

    haha, das bringt mich zum schmunzeln :) eine schöne idee. ich fürchte, ich persönlich bin zu gierig dafür und möchte die tiefe auch bei meinem gegenüber zu einem gewissen grad erwarten. ich glaube, wenn sie komplett fehlte, würde ich uns als nicht kompatibel bezeichnen.

    Ich zweifel langsam daran, ob ein Mensch einen anderen wirklich in Gänze fassen kann

    ich denke, ich verstehe sehr gut, was du meinst. das deckt sich mit meinen überlegungen. ich für mich habe beschlossen, dass es unmöglich ist. dafür sind wir menschen zu komplex. mit all unseren erfahrungen und prägungen und v.a. dem unsichtbaren, ungreifbaren, das einem selbst meistens ja lange oder sogar ein leben lang verborgen bleibt. aber genau wie du schreibst, denke auch ich, dass es nicht nötig ist. nuuuuuuuuuuuur, so ein kleines, kleines bisschen mehr dessen erfassen, was den anderen ausmacht, fände ich irgendwie halt schon schön :)

    Ich habe nicht wirklich viel zu erzählen. Auch, weil ich oftmals den Eindruck gewinne, meine Themen sind nicht die meiner Gesellschaft.

    genau das, danke! ich fühle mich sehr verstanden <3
    und dann muss ich zugeben, dass ich mich manchmal frage: urteile ich vielleicht zu vorschnell? wenn ich dem anderen gar keine chance gebe, wie kann ich das dann wissen?

    und auch hier gehe ich vollkommen mit: "wie gehts?" oder auch "wie war dein wochenende?" sind absolute nerv-fragen für mich. ich habe mal irgendwo gelesen - ich glaube, es sollte so eine art ratgeber für leichte konversation sein - "frag deinen gegenüber nach dem wochenende/urlaub, darüber redet jeder gerne". ich hatte das dringende bedürfnis den autor zu verklagen!! :P

    dein hinweis mit dem tagebuch hat mich an etwas erinnert: wenn ich im außen nach eimen pendant zu meinem wirren und oft schwer zu (be)greifenden inneren suche, dann ist eine mögliche antwort eigentlich so einfach wie genial: kunst! und damit meine ich jetzt überhaupt nichts hochtrabendes, ganz im gegenteil. jegliche form und ausprägung von kunst. bilder, abstrakt oder konkret, fotos, zeichnungen, scribbles, texte, lyrik, musik, einfach alles.
    und eigentlich lebe ich das sogar heute schon zu einem gewissen maße. meine musik ist immer bei mir. auch das schreiben ist ein ganz essenzieller teil von mir.
    vielleicht gebe ich mich mal wieder ein bisschen dem malen hin. vielleicht sogar kritzeln. habe beides lange nicht mehr gemacht, aber ich merke grade, dass das eine schöne brücke vom innen nach außen bauen könnte. v.a. ohne den anspruch, etwas erklären zu müssen. der gedanke gefällt mir sehr :)

  • liebe intros, wie macht ihr das?
    teilt ihr eure innenwelt mit jemandem im außen? kann das funktionieren?
    und so ganz grundsätzlich: über welche themen redet ihr gerne?
    habt ihr ähnliche erfahrungen gemacht und wie geht ihr damit um?
    oder habt ihr vielleicht sogar themen, mit denen ihr euch bei einem gespräch immer wohl fühlt?

    Ich möchte heute einmal noch auf deine zuletzt gestellte Frage im Eingangspost eingehen, liebe @Raya

    Tatsächlich funktioniert für mich seit Jahren am allerbesten das Thema Kultur. Bevorzugt Musik und Film. Da kenne ich mich recht gut aus und kann etwas (Sinnvolles) zum Gespräch beitragen. Und sobald es um meine bevorzugten Genre geht, blühe ich so richtig auf im Gespräch. Dann bin ich im Flow. Da muß man mich glatt stoppen, sonst erzähle ich 30 Minuten am Stück ;)

  • "ein gedanke begleitet mich schon seit einiger zeit:
    je mehr ich mich selbst verstehen lerne, desto mehr entferne ich mich von allen anderen."
    Danke @Raya
    Das geht mir auch so - je mehr ich über mich lerne, begreife, wie ich bin, wie ich "ticke", desto mehr betrachte ich die "Außenwelt" mit Abstand. Das führt dazu, dass ich wie @Enjoythesilence mittlerweile genau auswähle mit wem ich reden möchte.
    Da gibt es Menschen, die sind zwar irgendwie mit mir verwandt, aber die Gepräche drehen sich fast ausschließlich um (für mich) belanglose Themen. Oder Lästern über andere Menschen - kann ich gar nicht haben.
    Dann gibt es Menschen, die ich zumindest zeitweilig als Gesprächspartner akzeptiere, da ich z. B. mit ihnen zusammenarbeite und sie mir als Kollegen wichtig sind (auch wenn die Themen dann meist privater Natur sind - sprich: die Kolleginnen erzählen und ich höre zu.)
    Und dann gibt es einige wenige Menschen mit denen ich tiefgreifende Gespräche führen kann. Bevorzugte Themen sind Bücher, Spiele (vorallem Brettspiele) und je nach Gesprächspartner auch philosophisches.
    Das sind die Gespräche, die lange nachhallen, an die ich mich gerne erinnere.

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