Ausgefragt werden
Im Grunde hat dieses Thema auch etwas mit guten Gesprächen zu tun.
Und neugierigen Menschen 😁
Ich halte mich selbst für einen neugierigen Menschen. Oder nennen wir es interessiert - das klingt etwas wohlwollender.
Insofern müßte ich es verstehen können, wenn ein Gegenüber eine Begegnung mit einer Frage eröffnet und in der Zeit des Treffens oder Telefonats Fragen gestellt werden.
Gestern wieder passiert und ich fand es kaum auszuhalten. Ich fühle mich leider allzuoft unter Druck gesetzt, auf eine Frage eine Antwort zu geben (die ich aber vielleicht gar nicht geben möchte, zumindest nicht in dem Moment).
Leichter fällt es, Fragen per mail zu beantworten, denn ein elektronisches Postfach ist bekanntlich geduldig 😎
Versteht mich bitte richtig: es ist gut, in einem Gespräch gezielte Fragen zu stellen - das bedeutet ja auch, dass man an dem jeweiligen Thema Anteil nimmt.
Doch diese Ausfragerei zwischen Tür und Angel ist nachweislich nicht mein Fall. Ich brauche Zeit zum erzählen und möchte dies dann auch bestenfalls aus freien Stücken tun.
Ein neutrales Beispiel:
ich war unterwegs, habe eine Menge erlebt (vor allem innerlich), kehre Heim und werde gefragt: „wie war es, erzähl doch mal!“
Wer kennt das noch und wie geht es euch dabei?
Kommentare
Ich mag es nicht, wenn Informationen aus jemandem herausgeholt werden, um einem anderen Menschen zu schaden. Ich habe dies ganz oft im beruflichen Kontext mitbekommen: Übrigens auch definitiv eine Sache des Datenschutzes, keine persönlichen Dinge über andere preiszugeben! In meinem eh. Unternehmen wurde das so definiert, daran gehalten haben sich die wenigsten.
Ich mag Fragen ebenso lieber schriftlich. Dann habe ich länger Zeit, zu überlegen.
Ich empfinde vor allem "wie war es, erzähl doch mal" als das Kacke-Äquivalent von "wie geht es dir?"
Bei "wie geht es dir" weiß ich nie, was ich antworten soll, weil, was will die Person da jetzt genau hören? Körperlich? Emotional? Generell? Genau in diesem Moment? Wie tief darf ich gehen, damit es nicht zur Last für die andere Person wird? Interessiert es die Person überhaupt, was die aufrichtige Antwort ist? Habe ich die Kapazitäten auf die Antwort der anderen Person, wenn ich jetzt ehrlich bin? Wie viel Kapazität habe ich, und was bedeutet das zurückgerechnet, wie tief ich gehen kann?
"wie war es?" ist dann für mich? Boaah das waren jetzt mehrere Stunden/Tage Erlebnis. Da soll ich jetzt eine Sache herauspicken? Oder wie lange "darf" ich darüber jetzt reden? Soll ich alles erzählen, einen kleinen Grundriss geben? Oder einfach nur kurz sagen, es "war gut"? Ein spezielles Erlebnis? Hab ich ein Lieblingserlebnis von dieser Sache? Die waren alle mehr oder minder gut..
Die Frage "wie war es?" ist gleichzeitig eine Frage und eine Mauer für mich 😅
Ich kann dann immer eher in einem Gespräch nach und nach Dinge hochholen und von mir aus erzählen, wenn sie gerade in den Fluss passen.
@San Ich empfinde vor allem "wie war es, erzähl doch mal" als das Kacke-Äquivalent von "wie geht es dir?"
Darauf möchte ich später noch etwas genauer eingehen, liebe Schwester im Geiste 🤗
Im Moment fällt mir bei deinen Schilderungen auf, dass genau die Leute, die einen danach (aus)fragen, wie es war, oftmals nicht die nötige Geduld aufbringen, ein Gespräch über das Erlebte entstehen zu lassen. Wirklich verstehen wollen, wie und warum ihrem Gegenüber etwas gefallen hat.
Und so spare ich mir oftmals meine Luft zum atmen und hülle mich in Schweigen.
Vielleicht ist da dieses Wand-Gefühl auch ein Selbstschutz unsererseits?
Ich würde zwar nicht so weit gehen wollen, diesen Leute zu unterstellen, sie würden mit meinen Erzählungen hausieren gehen.
Dies wäre noch einmal ein anderer Aspekt des Themas ausgefragt werden.
@Enjoythesilence Huch. Darüber, dass jemand mit meinen Erzählungen hausieren gehen könnte, komme ich immer nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wo das möglich wäre, weil ich meistens nur versprengt Leute kenne, die dann wiederum niemanden kennen, der mich auch kennt, also können sie gar nicht so wirklich weitererzählen, was ich gesagt habe. Höchstens im beruflichen Umfeld würde das gehen aber meistens bin ich zu naiv um darüber nachzudenken, dass Leute mich als wichtig genug empfinden könnten um hinter meinem Rücken über mich zu reden 😂
Man glaubt gar nicht, was hinter dem Rücken anderer so alles gesprochen wird
Und ja, vermutlich kann man diesen Satz sogar wörtlich nehmen, in dem Sinne, dass man nicht glauben sollte, was einem so erzählt wird, nach dem Motto: ich habe gehört, dass..
Ganz schlimm momentan bei uns auf der Arbeit, wenn sich zwei Menschen offensichtlich gut verstehen, geht bei manchen sofort das Kopfkino an.
Ich war die vergangenen Wochen mehr als einmal bemüht, diese Gerüchteküche (zum Glück nicht mich betreffend) zu unterbinden. Wobei, was weiß ich, was die KollegInnen hinter meinem Rücken tuscheln? Vermutlich darf es mir egal sein
Diese Sachen kenne ich auch nur so gut!
Teilweise scheue ich sogar soziale Begegnungen, weil ich genau solche Fragen "fürchte" :,D.
Zum Thema „Wie war es, erzähl doch mal!“:
Ich bin in meinen Studienjahren recht viel gereist und habe da unheimlich viel erlebt - unheimlich viel schönes, lustiges, aber teils auch trauriges und beängstigendes (mir ist aber zum Glück nie was wirklich schlimmes passiert!). Und mittlerweile merke ich, dass ich vieles davon nie irgendwem erzählt habe (das meiste ist mittlerweile alles gut 10 Jahre her!).
Entweder, weil einfach die Zeit fehlte: Eben dieses zwischen Tür und Angel: "Wie wars?!" - Wo ich dann gefühlt erstmal ein paar Sekunden nur mit offenem Mund da stehe, weil mir alles auf einmal durch den Kopf schießt und ich dann einfach nur ein "Joa, gut" heraus presse XD.
Oder, weil zu viele Leute auf einmal da waren und ich über einige Dinge lieber in Ruhe nur mit sehr nahen Menschen rede.
Ich finde es auch generell schwierig, manche Dinge zu erklären, weil ich das Gefühl habe, ich weiß nicht, wie ich dem gerecht werden kann. Ich habe das Gefühl, ich kann einfach Dinge nicht so erzählen, dass mein Gegenüber es auch nur annähernd so mitbekommt, wie ich sie wirklich erlebt habe - da spielen ja oft sehr viele Dinge mit rein (ja, auch Innerliches!), die man nicht so schnell alle unterbringen kann.
Es fällt mir jetzt sogar schwer, zu erklären, was ich meine, aber vielleicht versteht es ja jemand - ansonsten kann ich vielleicht konkrete Beispiele bringen .
Ein sehr naher Mensch meinte sogar damals so in etwa zu mir "Es ist ja nicht schlimm wenn du nicht viel zu erzählen/nicht viel erlebt hast!" - was ich bis heute ziemlich krass finde, weil es ja einfach nicht stimmte und die Person in dieser Zeit selbst nicht mehr als Saufgeschichten zur erzählen hatte .
Aber woher soll mans auch wissen, wenn ich nie was erzähle...
Vielleicht wäre dafür die Lösung, sich mal einen Abend oder so Zeit zu nehmen, falls man wirklich daran interessiert sein sollte, was eine Person im Urlaub oder wo auch immer erlebt hat. Ich glaube allerdings, dass viele Leute auch gar nicht soooo sehr daran interessiert sind und eher aus Höflichkeit fragen oder schnell irgendwas ganz tolles hören wollen.
Ich für mich versuche mittlerweile Erlebtes etwas abgeändert in Geschichten zu verpacken .
Ich glaube auch generell, dass mir das schriftliche Beantworten solcher Fragen deutlich leichter fallen würde, weil ich meine Gedanken dann besser ordnen kann!
@Seelenbilder
Ähnliches habe ich bei der Arbeit auch sehr oft erlebt - man denkt immer, alle sind erwachsen und proffessionell, aber Pustekuchen!
@San
Dieselben Dinge gehen mir auch immer durch den Kopf! Und dann presse ich am Ende entweder nur ein "Joa...gut" oder ein entkräftetes Stöhnen und eventuell ein Lachen raus.
Allein schon die Fragen, ob es die Person überhaupt wirklich interessiert - oder wie weit - oder ob sie generell nur was haben will, um es woanders weiter zu erzählen, ist mir zu viel.
Fragen nach der Arbeit finde ich auch immer schwierig - vor allem weils für mich einfach meist ein stressiges Thema ist und andere Leute scheinbar kaum ein anderes Thema kennen.