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Die Rechnung bitte!

Die Älteren unter uns kennen es noch, Alte Schule und so. Der Mann bezahlt, Frau läßt sich wie selbstverständlich einladen.

Eingeladen zu werden, zeigt mir grundsätzlich Wertschätzung.

Ist nach meinen Beobachtungen jedoch kein Garant für irgendwas. Weder von der einen noch von der anderen Seite.

Und das sollte es auch nicht sein. Sondern vielmehr eine Entscheidung im Hier und Jetzt gefällt.

Auch dürfte der Wunsch, jemanden einladen zu wollen, nicht aus gesellschaftlichen Konventionen heraus erfolgen. Wobei ich finde, man kann spüren, ob die jeweilige Gesellschaft gern bezahlen möchte, oder es aus einer Verpflichtung heraus geschieht.

Ich persönlich mag den Bezahlvorgang im Lokal nicht besonders, weshalb ich es in der Vergangenheit schon dann und wann entspannter fand, meine (Extro-) Begleitung bezahlen zu lassen, aber die Hälfte/meinen Anteil später wieder zurückzugeben.

Aus Erfahrung heraus ist mir wichtig, dass Geldangelegenheiten möglichst ausgewogen bleiben. Ich möchte ungern etwas schuldig sein.

Eine interessante, wie positive Erfahrung zum Thema, die ich gern mit euch teilen möchte:

im Grunde kann es nämlich für den einladen Wollenden ausreichend sein, den bloßen Willen zu äußern, um seinem Gegenüber ein wertschätzendes Gefühl zu vermitteln!

Es ist außerdem ein gutes Gefühl, wenn der Wunsch nach getrennten Kassen respektiert wird. Ohne die üblichen Diskussionen. Eine Variante kann es sein, sich beim zweiten Treffen einladen zu lassen 😊

Denn einmal aufgeschoben, muß ja nicht für immer aufgehoben bedeuten.

Nichts ist in Stein gemeißelt. Doch es fühlt sich zum einen gut an, „seine Zeche“ selbst zu bezahlen. Und: obwohl man nicht eingeladen wurde/sich nicht hat einladen lassen, trotzdem weiter an der Verbindung interessiert zu sein.

Und da frage ich mich: ist das nicht auch ein gutes Gefühl für ein Gegenüber, auch ohne eingeladen zu haben, gemocht und wertgeschätzt zu werden? Um seiner selbst Willen.

Hier ein Versuch, unsere frühere Diskussion zum Thema in die Neuzeit hinüber zu retten:

https://www.introvertiert.org/forum/discussion/4349/die-rechnung-bitte

Kommentare

  • Von keinem Mann erwarte ich, dass er mich selbstverständlich einlädt, auf solche Gesellschaftsspiele kommt es mir nicht so sehr an. Vielleicht ist aber auch wirklich das Angebot das Entscheidende, weil es der eingeladenen Person zeigt, dass der Einladende Aufmerksam ist und das Date wichtig findet und sich Mühe geben will. Das ist wahrscheinlich eh der Sinn solcher Konventionen, dass man dem Gegenüber auf unkomplizierte Weise damit sein Engagement und somit Wertschätzung ausdrücken kann. Das sind Verhaltensskripte, da muss man sich nicht selber was ausdenken. Als Frau kann man sich ja auch ein bisschen schick machen etc. Dass diese Konventionen so aussehen wie sie aussehen, ist sicherlich hinterfragenswert, aber ich vermute, es hilft auch vielen Leuten sozusagen als Leitlinie. Deshalb würde ich mich auch schon mal zu einem symbolischen Getränk einladen lassen. Vielleicht müssen wir uns bessere Konventionen zum Äußern von Wertschätzung ausdenken, wenn wir die bestehenden antiquiert finden. Unabhängig vom Thema Rechnungen hatte ich manchmal schon interessante Diskussionen mit Männern aus dem MINT-Bereich (Physik, Ingenieurwesen) darüber, warum sich so viele Frauen in diesen Umfeldern nicht wohl fühlen würden. Frauen und MINT wäre vielleicht ein eigenes Thema, aber in diesen Gesprächen kam immer sehr deutlich der Wunsch nach Handlungsanweisungen auf und wie man es besser machen kann. Da soll es quasi eine Lite-Version geben und Empathie ist die Profi-Variante. Ehrlich gesagt wäre mir das lieber, statt dass Empathie zu einem Buzzword wie Teamfähigkeit wird.


    Außerdem habe ich auch kein großes Problem damit, bei jemandem in den roten Zahlen zu sein. Ich bin dann eben eine Investition, die nicht oder noch nicht gefruchtet hat. Zu starre Anspruchshaltungen würde ich mir da auch nicht zueigen machen. Jemand hat mir gezeigt, dass er gern eine soziale Beziehung mit mir unterhalten würde, und ich muss sehen, was wir daraus machen. Hierzu kann ich auch das Buch „Schulden“ des Antropologen David Graeber empfehlen. In erster Linie beschäftigt er sich dort damit, dass das Konzept Schulden schon viel länger existiert als das Bargeld, und in welchen Formen es auftrat, z.B. Kredit oder Schuldschein. Noch mehr hat mich daran aber inspiriert, wie unterschiedlich verschiedene Kulturen mit dem Thema umgehen. So führt er anhand bestimmter Kulturen aus, dass man den Versuch, quitt zu bleiben, auch als Fauxpas verstehen kann. Damit würde man zum Ausdruck bringen, dass man mit der beschenkten Person nichts mehr zu tun haben und die Beziehung auflösen will. In geschäftlichen Kontexten ist das oft auch angemessen und sinnvoll, damit man auch wieder unverbindlich eigener Wege gehen kann, aber in sozialen Beziehungen möchte ich dieses perfekte Aufrechnen eigentlich nicht haben. Wer weiß, manchmal dauern Investitionen auch ihre Zeit, bis sie sich lohnen. Daher investiere ich auch in Beziehungen, ohne eine korrekte Auszahlung zu erwarten.

  • @tamaracha
    Zitat: _Das ist wahrscheinlich eh der Sinn solcher Konventionen, dass man dem Gegenüber auf unkomplizierte Weise damit sein Engagement und somit Wertschätzung ausdrücken kann. _Zitat Ende

    Interessanterweise habe ich das so in den seltensten Fällen empfunden.
    Sondern eher, dass es sich einfach gehört,ein Gegenüber - das kann auch eine Gruppe Menschen sein - einzuladen. Und da gibt es dann ja wieder so Unterkonventionen, die besagen, wer wen wann und für wie viel einläd, damit es gesellschaftsfähig ist. Das ist mir persönlich zu anstrengend. Wenn ich die Mittel und Spaß daran habe, jemanden einzuladen, dann tue ich das. Und ich finde man merkt, ob eine Einladung aus Konvention heraus geschieht oder von Herzen kommt.

    Interessant fand ich auch folgende Sichtweise, die du in die Diskussion mit einbringst:
    Zitat: _So führt er anhand bestimmter Kulturen aus, dass man den Versuch, quitt zu bleiben, auch als Fauxpas verstehen kann._Zitat Ende

    Jemanden zu beschämen, würde natürlich nicht in meiner Absicht liegen.

    Vielmehr würde ich wohl lieber quitt sein wollen und der Einfachheit halber daher selbst zahlen wollen, wenn tatsächlich noch überhaupt nicht klar ist, wo eine Verbindung hingeht und oder ich noch keine Gelegenheit sehe, ebenfalls etwas beizutragen und noch viel wichtiger: die Erwartung nicht zu schüren, überhaupt etwas zurückzubekommen. Bei mir persönlich nimmt selbst bezahlen manchmal Druck raus, mich verpflichtet zu fühlen, etwas zurückzugeben, was ich persönlich doch lieber aus vollem Herzen geben möchte, nicht, weil es erwartet wird.

  • Interessante Erkenntnis, die ich da grade für mich entdeckt habe:

    die Rechnung zu übernehmen soll dem Eingeladenen vielleicht ein gutes Gefühl vermitteln.
    Ich aber scheine mich sehr viel lieber einladen zu lassen, wenn mir die Situation vor dem Bezahlen bereits ein gutes Gefühl vermittelt hat! - Oder ich den Menschen, der mich einlädt, bereits gut kenne und ihn mag.

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